Qualifizierung 4.0 – Digitale Lernangebote in IQ

Die Bedeutung von Digitalisierung nimmt in allen Lebensbereichen beständig zu und so wachsen virtuelle Angebote natürlich auch in der (Weiter-)Bildung. Vor dem Hintergrund der hohen Anzahl an Zugewanderten in den vergangenen Jahren erhöht sich der Nutzen von virtuellen Lernangeboten insbesondere für Migrantinnen und Migranten. Das physische Angebot in Form von Plätzen an Universitäten oder bei Bildungsträgern ist begrenzt. Digitale Lernangebote können Teil der Lösung in diesem Engpass sein, doch auch sie müssen zu den Lebensumständen der Zielgruppe passen und sind nicht immer mit Arbeit und Familie vereinbar.[1]

Virtuelles Lernen in IQ – drei Kombinationen virtueller Lernformen

Im Förderprogramm IQ werden neben reinen Präsenzangeboten folgende Kombinationen mit virtuellen Lernformen unterschieden:

Präsenzveranstaltungen mit virtuellen Bestandteilen:

Die Qualifizierungsmaßnahme findet größtenteils in Präsenzform statt, wird aber durch virtuelle Angebote ergänzt. Die Lerninhalte der Qualifizierung sind oft praktischer Art. Nichtsdestotrotz profitieren die Teilnehmenden auch in diesen Kursen von virtuellen Bestandteilen – beispielsweise von einer Lernplattform, auf welcher man unkompliziert auf Skripte oder Übungsaufgaben zurückgreifen kann.

Beispiel aus IQ: Die Anpassungsqualifizierung für Gesundheitsberufe von der UKE-Akademie für Bildung und Karriere in Hamburg ist ein individualisiertes, sechsmonatiges Traineeprogramm für zugewanderte Menschen mit internationalen, teil- bzw. nicht anerkannten Berufsabschlüssen in einem Gesundheitsberuf. Das Programm besteht aus fach- und sprachintegrierten Workshops, speziellen Coaching-Maßnahmen zur beruflichen Akkulturation, Performance Assessments sowie aus klinischen Anleitungen und Unterrichten, welche von einem Blended Learning Angebot begleitet werden. Dies bedeutet, dass die Teilnehmenden Zugang zu einer Lernplattform erhalten, wo sie unterschiedliche Inhalte, die sprachsensibel aufbereitet sind, passend zu ihrem individuellen Qualifizierungsplan abrufen können. Neben fachsystematischen Darstellungen sowie  Übungsaufgaben und Arbeitsaufträgen, finden sich dort zum Beispiel auch aufbereitete Fallbeispiele und interaktive Sprachübungen, die den Theorie-Praxis-Transfer erleichtern sollen und auf die gezielt in den unterschiedlichen Lehr- und Lern-Arrangements rekurriert wird.
Blended Learning wird hier nicht nur als fachbezogenes Sprachförderinstrument genutzt, sondern verbessert die notwendige Kompetenz im Umgang mit digitalen Medien. Zudem bietet die orts- und zeitunabhängige Nutzung von digitalen Lernangeboten flexible Möglichkeiten der überregionalen Qualifizierung, um hier evtl. Angebotsengpässe zu kompensieren.  

Virtuelle Qualifizierungen mit Präsenzphasen:

In diesen Maßnahmen überwiegen die virtuellen Lerneinheiten. Dazugehörige Präsenzphasen stellen jedoch einen wichtigen Bestandteil der Qualifizierung dar und sollen den persönlichen Austausch unter den Teilnehmenden und mit den Dozierenden verstärken. Für die Teilnehmenden ist es vorteilhaft, dass sie dem Unterricht zu einem großen Teil von zu Hause aus folgen können. Täglich anfallende Fahrtkosten und nicht zuletzt die Fahrtzeiten werden gespart, was sich wiederum positiv auf das Familienleben oder die Ausübung einer Beschäftigung auswirkt.

Beispiel aus IQ:Die Qualifizierung APO-Online für Apothekerinnen und Apotheker bietet in ihrem Programm virtuelle Lerneinheiten zur Vorbereitung auf die Fachsprach- und Kenntnisprüfung an, die durch acht Präsenzphasen unterstützt werden. Der Unterricht findet im virtuellen Klassenzimmer statt. Onlineübungen und -simulationen werden auf die Zielgruppe angepasst, sodass bestmögliche Lernkonditionen vorliegen. Während der Präsenzphasen liegt der Fokus auf dem fachlichen und persönlichen Austausch zwischen den Teilnehmenden sowie auf dem Einüben von Fach- und Kundengesprächen, womit realitätsnah auf die Prüfung vorbereitet werden soll.

Auch die IQ Fachstelle Beratung und Qualifizierung bietet virtuelle Brückenmaßnahmen an, die mit Präsenzphasen komplementiert werden. 

Virtuelle Lerneinheiten ohne Präsenzphasen:

Diese Maßnahmen greifen ausschließlich auf virtuelle Lerneinheiten zurück. Präsenzphasen finden keine statt, was größtmögliche Flexibilität für den Lernenden verspricht. Wenn das Equipment und sonstige Voraussetzungen stimmen, dann kann man völlig zeit- und ortsunabhängig lernen. Diese virtuelle Form des Lernens wurde in IQ vermehrt bis Ende 2016 für Maßnahmen genutzt, bei denen der Spracherwerb im Vordergrund stand. Mit Inkrafttreten der Verordnung über die berufsbezogene Deutschsprachförderung (DeuFöV) ist die Zahl ausschließlicher virtueller Angebote in IQ jedoch stark gesunken.

Lernformen in von IQ durchgeführten Qualifizierungen[2]

Seit Beginn der aktuellen Förderphase sind insgesamt 12.442 Teilnehmende [3] in von IQ durchgeführte Qualifizierungsangebote eingetreten. Davon nahmen mehr als ein Viertel (3.295 Teilnehmende) an einer IQ Qualifizierung mit virtuellen Bestandteilen teil.

Insgesamt betrachtet setzt der Großteil (72 Prozent) der von IQ durchgeführten Maßnahmen auf reine Präsenzangebote. Der Trend zur Digitalisierung ist jedoch auch in IQ klar zu erkennen: Während im Jahr 2015 nur 79 neue Teilnehmende an virtuellen Qualifizierungen mit Präsenzphasen zu verzeichnen waren, stieg diese Zahl im Jahr 2017 bereits auf 255. Ähnlich stark ist der Anstieg bei den Präsenzangeboten mit virtuellen Bestandteilen von 173 Teilnehmenden in 2015 auf 722 im Jahr 2017. Auch im ersten Quartal 2018 besuchte bereits rund ein Viertel der Teilnehmenden ein Präsenzangebot mit virtuellen Anteilen (siehe Abbildung 2).

Schulungen zum virtuellen Lernen

Die Teilnehmenden an Qualifizierungen mit virtuellen Lerneinheiten müssen digitale Kompetenzen aufweisen, um die Maßnahme erfolgreich zu absolvieren. Doch selbstverständlich benötigen auch diejenigen, welche die Qualifizierungsmaßnahmen konzipieren und durchführen, vertiefte digitale Kompetenzen und Expertise über digitale Lernmethoden. Auf diesen Bedarf reagiert IQ mit internen Schulungen, die Dozierende für aktuelle und künftige Herausforderungen rund um digitales Lehren und Lernen wappnen sollen.  


Beitrag von Anna-Lena Mainka für den Newsletter 2/2018 der Fachstelle Beratung und Qualifizierung.

 

 

 


[1] Vgl. IQ Fachstelle Beratung und Qualifizierung/MUT IQ: Virtuelles Lernen, im Erscheinen.

[2] Eigene Erhebungen aus dem IQ Monitoring Qualifizierung der Fachstelle Beratung und Qualifizierung. Auswertungszeitraum 1.1.2015 – 31.3.2018 (Stichtag des Datensatzes: 7.4.2018)

[3] Davon sind 10.252 Teilnehmende in ein aus ESF- und Bundesmitteln gefördertes Qualifizierungsprojekt eingetreten.

[4] N=12.442 (davon 11.709 gültige Angaben; 733 fehlende Angaben)

[5] N=1.914 - Da die Bedeutung der rein virtuellen Qualifizierungsmaßnahmen ohne Präsenzphasen seit 2016 durch Inkrafttreten der Verordnung über die berufsbezogene Deutschsprachförderung (DeuFöV) stark abgenommen hat, wird in der vorliegenden Graphik aus Gründen der Übersichtlichkeit auf die Angaben der rein virtuellen Qualifizierungen verzichtet.

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