Internationale Mediziner*innen für Deutschland

IQ arbeitet mit dem Programm "Specialized!" zusammen, das Ärztinnen und Ärzte aus Mexiko, Jordanien und Kolumbien anwirbt.

In Deutschland gibt es einen Mangel an Mediziner*innen, während andere Staaten über eine ausreichende Zahl an Ärztinnen und Ärzten verfügen. Als Reaktion auf den vor allem im ländlichen Raum bestehenden Fachkräftemangel in der Humanmedizin hat die Bundesagentur für Arbeit (BA) 2017 – zunächst als Pilotprojekt – das Programm „Specialized! Rekrutierung, Vermittlung und Qualifizierung von Humanmediziner*innen aus Mexiko, Jordanien und Kolumbien“ initiiert. Diese drei Staaten wurden als Anwerbeländer ausgewählt, da sie über eine ausreichende Zahl an Humanmediziner*innen verfügen und weil sie an einer Zusammenarbeit mit Deutschland bei der Facharztausbildung interessiert sind.

In Mexiko zum Beispiel werden Mediziner*innen oft nicht mehr weiter zu Fachärztinnen und -ärzten ausgebildet. Pro Jahr gibt es rund 40.000 Absolvent*innen des Humanmedizinstudiums – die sich auf lediglich knapp 7.000 Ausbildungsplätze zur*zum Fachärztin bzw. Facharzt bewerben. Deshalb zielt das Programm „Specialized!“ darauf ab, hierzulande Stellen für die Weiterbildung zur*zum Fachärztin bzw. Facharzt zu suchen und geeignete Bewerber*innen zu vermitteln. Auf diese Weise können
die Mediziner*innen ihre Ausbildung in Deutschland fortsetzen. Die mexikanische Arbeitsverwaltung befürwortet und unterstützt wegen ihrer inländischen  Arbeitsmarkteinschätzung die gezielte Anwerbung von Ärztinnen und Ärzten. Hinzu kommt, dass die Chancen auf eine Anerkennung des mexikanischen Abschlusses in Deutschland hoch sind. So ermöglicht das mexikanische Studium bereits eine teilweise Anerkennung. Außerdem gibt es in Mexiko eine relativ große Anzahl an Ärztinnen und Ärzten, die bereits über Kenntnisse der deutschen Sprache verfügen und sich daher für die Teilnahme am Programm sehr gut eignen, da von den Teilnehmenden mindestens Sprachkenntnisse auf B2-Niveau erwartet werden.

Start als Pilotprojekt

„Specialized!“ startete als Pilotprojekt, das im Zeitraum von 2017 bis Ende 2020 erfolgreich erprobt wurde. Auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse bietet die bei der BA angesiedelte Zentrale Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) das Programm „Specialized!“ seit 2021 als reguläres Dienstleistungsangebot für Arbeitgeber an. Nach Abschluss der Pilotphase kam 2021 mit Jordanien ein neues Anwerbeland hinzu. Mit Kolumbien wurde 2022 eine Kooperationsvereinbarung zur Gewinnung von Ärztinnen und Ärzten geschlossen. „Wir konnten in den letzten beiden Jahren 75 Kandidat*innen aus den Ländern Mexiko, Kolumbien und Jordanien in Arbeitsverhältnisse bei deutschen Kliniken begleiten, weitere 47 Kandidat*innen sind bereits vermittelt und bereiten ihre Anerkennung und den Arbeitsbeginn in Deutschland vor“, bilanziert Friederike Meyer-Belitz, Erste Fachkraft und operative Koordinatorin von „Specialized!“. Mit weiteren 110 vermittlungsreifen Kandidat*innen sei die ZAV in Kontakt und suche derzeit nach interessierten Kliniken. „Über Sprachschulen und Universitäten wissen wir, dass sich in den Herkunftsländern weitere 150 bis 300 Kandidat*innen in den Sprachkursen  befinden und auf eine Programmteilnahme bei ,Specialized!‘ vorbereiten“, sagt Friederike Meyer-Belitz. Über 30 Kliniken hätten sich in den letzten Jahren entschieden, mit „Specialized!“ im ärztlichen Bereich in die mittelfristige Personalsicherung einzusteigen. Im kommenden Jahr sollen aus Mexiko 70, aus Jordanien 50 und aus Kolumbien
20 vermittlungsreife Bewerber*innen gewonnen werden. Insgesamt sind für 2023 50 bis 75 Arbeitsaufnahmen geplant.

Der Weg bis zu einer Tätigkeit mit Approbation in Deutschland ist komplex: In den Prozess sind unterschiedliche Behörden involviert. Auswahl und Einreise der Teilnehmenden müssen organisiert, die Anträge auf Anerkennung gestellt werden. Teilnehmende müssen eine Fachsprachprüfung und eine Kenntnisprüfung bestehen. Der Erwerb eines Sprachniveaus B2 kann eine Hürde dabei sein, internationale Ärztinnen und Ärzte für eine Beschäftigung in Deutschland zu gewinnen. Oft ist es in den Herkunftsländern schwierig, berufsbegleitend eigenorganisierte Sprachkurse zu besuchen. In Deutschland müssen dann bis zur Erteilung der Approbation zudem noch Sprachkenntnisse auf dem Niveau C1 nachgewiesen werden.

Wie sieht der Programmablauf aus?

Das Programm teilt sich in vier Phasen und dauert etwa 16 bis 24 Monate:

Zentrale Anerkennungsstelle fehlt

Ein Problem bei der Antragsstellung ist, dass es keine zentrale, bundesweit zuständige Stelle für die Anerkennung in den Gesundheitsberufen gibt. Stattdessen hängt die Zuständigkeit davon ab, in welchem Bundesland der Beruf ausgeübt werden soll. Eine Herausforderung kann auch die Verfahrensdauer sein. Mit der erfolgten Approbation geht noch nicht die Anerkennung als Fachärztin bzw. Facharzt einher. Um als Fachärztin bzw. Facharzt tätig zu sein, bedarf es bei Vorliegen einer entsprechenden ausländischen Qualifikation eines weiteren Anerkennungsverfahrens bei der jeweiligen Landesärztekammer oder einer erneuten grundständigen Qualifizierung als Fachärztin bzw. Facharzt.

Arbeitgeber und Bewerber*innen informiert die ZAV regelmäßig in virtuellen Informationsveranstaltungen über das Programm. Die angehenden Fachärztinnen und – ärzte sowie ihre Arbeitgeber werden auch auf dem Weg zur Approbation durch das Netzwerk von „Specialized!“ umfassend begleitet. Initiiert von der BA und umgesetzt durch die ZAV wird das Programm unterstützt durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS), das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und das Auswärtige Amt. Umgesetzt wird „Specialized!“ derzeit in Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Sachsen-Anhalt. „Es können aber auch Arbeitgeber aus anderen Bundesländern an dem Programm teilnehmen, denn ,Specialized!‘ wird bundesweit geöffnet“, erläutert Friederike Meyer-Belitz. Kooperationspartner in diesen acht ausgewählten Ländern sind die dortigen IQ Landesnetzwerke. Die IQ Expert*innen für berufliche Anerkennung und Qualifizierung begleiten die internationalen Ärztinnen und Ärzte zusammen mit der ZAV bis zum Erhalt der Approbation in Deutschland. (fe)


Weitere Informationen:
https://www.arbeitsagentur.de/vor-ort/zav/specialized

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