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inklusiv Praxiserfahrungsbericht und Interview mit Alexandra Sjöberg, Entwicklungsmanagerin der staatlichen Arbeitsvermittlung Schwedens (SAV)

Schweden: Fast Tracks

„Fast Tracks” (Überholspuren) beschleunigt die Verkettung verschiedener Maßnahmen den Einstieg in den Arbeitsmarkt.

Ausgangslage/Herausforderung

Durch die steigende Anzahl von „Neuankömmlingen”, wie in Schweden die Menschen genannt werden, die in den letzten 36 Monaten eine Aufenthaltsgenehmigung erhalten haben, sah sich die schwedische Regierung verschiedenen Herausforderungen gegenüber, erkannte jedoch auch viele Möglichkeiten. Die Herausforderung: neu zugezogene Migrant*innen tendieren zu einer niedrigeren Beschäftigungsquote. Die Chance: viele von ihnen sind in Bereichen ausgebildet, in denen ein Fachkräftemangel herrscht. In diesem Zusammenhang ist eine der Prioritäten der staatlichen Arbeitsvermittlung Schwedens (SAV), bei Eingewanderten eine schnellere und effizientere Integration in den Arbeitsmarkt zu fördern.

Umsetzung des Modells

2015 wurde ein Gespräch zwischen dem schwedischen Arbeitsministerium, der SAV und den Sozialpartnern (Gewerkschaften und Arbeitgeberorganisationen) organisiert, letztere kommen besonders aus Branchen, die unter einem Fachkräftemangel leiden. Ziel war es, neue Wege zu finden um Kompetenzen, die auf dem schwedischen Arbeitsmarkt gebraucht werden, in der Gruppe der „Neuankömmlinge“ zu identifizieren und zu fördern. Außerdem sollten Hindernisse für Personen angegangen werden, die wegen fehlender oder geringer Berufserfahrung in Schweden keinen Arbeitsplatz finden. Seit 2016 wurden 14 Vereinbarungen für strukturierte Kooperationen zwischen der SAV und den Sozialpartnern entworfen.

Teilnehmende des Fast Tracks gewinnen nach Ausführung einer vorgegebenen Abfolge von Aktivitäten die nötigen Kenntnisse, um den Anforderungen des schwedischen Arbeitsmarktes zu entsprechen. Die enge Zusammenarbeit mit Vertreterinnen und Vertretern der jeweiligen Branche ist ein zentraler Baustein des Programms. Jeder Fast Track ist anders, folgt aber stets drei Schritten: Kompetenzfeststellung, Bewertung und Fertigstellung. Alle diese Maßnahmen gab es schon vor dem Fast Track Programm, aber sie werden jetzt zusammengeführt. Die Kompetenzfeststellung wird sowohl auf Grundlage einer Selbsteinschätzung als auch nach dem „Industriemodell“ durchgeführt. Bei Letzterem werden Kenntnisse getestet, die entweder in Schweden erworben wurden, die aber nicht dokumentiert sind, oder um Fertigkeiten zu testen, die im Ausland erlernt wurden. Auch eine professionelle Bewertung wird durchgeführt. Hierbei werden die beruflichen Qualifikationen einer Person bewertet um zu bestimmen, ob die Person die Fähigkeit hat, einen bestimmten Beruf auszuüben. Auf Grundlage der Bewertung wird ein individueller Plan konzipiert und umgesetzt. Wenn eine der oben genannten Maßnahmen in einen Bedarf nach Anpassungsqualifizierungen resultiert, werden die „Neuankömmlinge“ an einen Bildungsanbieter weitergeleitet.

Zusammenfassung

Schwedens Fast Tracks Programm setzt auf die bereits vorhandenen Qualifikationen und Kompetenzen von „Neuankömmlingen“. Ziel ist es, diese Kenntnisse auf systematische und strukturierte Weise so schnell wie möglich dem schwedischen Arbeitsmarkt anzupassen. Durch Kooperation mit den relevanten Arbeitsmarktakteuren und die Nutzung bereits vorhandener Maßnahmen wird eine umfassende Akzeptanz garantiert. Fast Track ermöglicht die schnelle Wiederaufnahme eines erlernten Berufs durch eine eng miteinander verbundene Kette von Aktivitäten.

Zielgruppe:

Lokale, nationale und internationale Entscheidungsträger*innen, Ministerien

Zusammenfassung:

Schwedens Fast Track bietet eine strukturierte Kette von Integrationsmaßnahmen an, die von allen relevanten Arbeitsmarktakteuren mitgetragen wird. Die drei Schwerpunkte der Kette sind: Berufsidentifikation, Kompetenzbewertung und Brückenmaßnahmen. All diese Bereiche richten sich nach und sind abhängig von der Nachfrage auf dem schwedischen Arbeitsmarkt.

Träger:

Die Staatliche Arbeitsvermittlung Schwedens (SAV) in Kooperation mit Gewerkschaften, Arbeitgeberorganisationen, Bildungsanbietern und anderen relevanten Regierungseinrichtungen.

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