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inklusiv Praxiserfahrungsbericht und Interview mit Julie Bodson, stellvertretende Leiterin von DUO for a JOB

Belgien: DUO for a JOB

DUO for a JOB erhöht die Chancen von jungen Menschen mit Migrationshintergrund mit Hilfe von über 50-Jährigen mit Berufserfahrung

Ausgangslage

DUO for a JOB entstand aus zwei Gründen:

  • In Belgien haben junge Menschen mit Migrationshintergrund nachweislich geringere Zugangsmöglichkeiten zum Arbeitsmarkt.
  • Über 50-Jährige weisen in Belgien eine der niedrigsten Beschäftigungsquoten in ganz Europa auf und leiden oft daran, dass ihre Fähigkeiten keine Wertschätzung erfahren.

Bei DUO for a JOB wird ein generationenübergreifendes interkulturelles Mentoring angeboten, um den jüngsten Arbeitssuchenden durch eine Neubewertung der Berufserfahrung älterer Menschen den Zugang zur Beschäftigung zu ermöglichen. Konkret handelt es sich hierbei um ein Mentoringprogramm, bei der erfahrene Personen, "Mentor*innen", ihre Kenntnisse an junge Personen, "Mentees", weitergeben, um sie in ihrer Kompetenzentwicklung sowie ihrer Eigenständigkeit zu unterstützen und ihnen dabei zu helfen, ihre beruflichen Ziele zu finden und zu verwirklichen.

Diese Mentoring-Partnerschaft ("das Duo") basiert auf Austausch, Lernen und ungebrochenem gegenseitigem Vertrauen. Dabei treffen sich die jüngere Person und ihr*e Mentor*in über einen Zeitraum von maximal sechs Monaten einmal pro Woche für zwei Stunden.

Ziel von DUO for a JOB ist es, die Ungleichheiten zu beseitigen, mit denen junge Arbeitssuchende mit Migrationshintergrund beim Zugang zum Arbeitsmarkt konfrontiert sind. Bei diesem belgischen Mentoring-Programm wird das Wissen von Älteren anerkannt und Diskriminierung bekämpft, indem sozialer Zusammenhalt, gegenseitiges Verständnis und lokale Solidarität geschaffen bzw. wiederhergestellt werden.

Umsetzung

Das von DUO for a JOB konzipierte "Buddy-Modell" erweist sich aus drei Gründen als innovativ. Erstens verfügen die Mentor*innen über eingehende Kenntnisse ihrer Branche und können daher ihre Erfahrungen und die einschlägigen Verhaltensweisen an ihre Mentees weitergeben. Zweitens finden die Treffen dank der freien Zeit, welche die Mentor*innen ihren Mentees widmen können, wöchentlich statt, was das Programm sehr intensiv macht. Drittens arbeiten die Mentor*innen ausschließlich mit einer Person, weshalb die Erfahrung wirklich auf das Indiviuum fokussiert ist. So kann ein Vertrauensverhältnis aufgebaut und intensiv an der Arbeitssuche der Mentees und mitunter auch an ihrer schwierigen sozialen Lage gearbeitet werden.

Seit Programmstart im Jahr 2013 sind bei DUO for a JOB über 2600 Duos in fünf belgischen Städten entstanden: Brüssel, Lüttich, Antwerpen, Gent und Mechelen. Dem Verein gehören rund 1000 Mentor*innen an, die bisher über 1800 jungen Mentees bei der Suche nach einer Arbeitsstelle, einem Praktikumsplatz oder einem Ausbildungsprogramm behilflich waren (Erfolgsquote von 71 %). Mehr als die Hälfte der Mentees (53 %) findet innerhalb von 12 Monaten nach Abschluss des Mentoring-Programms eine Arbeit.

Der gegen Ende des Programms durchgeführten Evaluierung zufolge erwerben die Mentees darüber hinaus mehr Selbstvertrauen und die Fähigkeit, ihren beruflichen Werdegang zu planen und Tools für die Arbeitssuche zu nutzen. Außerdem verbessern sie u. a. ihre Sprachkenntnisse und Fähigkeiten zum Aufbau eines beruflichen und sozialen Netzwerks.

Auch die Mentor*innen berichten von positiven Ergebnissen, da sie durch das Programm das Gefühl bekommen, etwas Sinnvolles zu tun, und gleichzeitig aktiv bleiben. Es macht ihnen Freude, ihre Kenntnisse und Fähigkeiten weiterzugeben, und sie können von den jungen Menschen etwas lernen und deren Kulturen kennenlernen. All dies bewirkt, dass 9 von 10 Mentor*innen nach ihrem ersten Programmdurchlauf ein weiteres Duo bilden möchten.

Zielgruppe:

Arbeitsmarktinstitutionen, Bildungseinrichtungen

Kurzdarstellung DUO for a JOB:

Bei DUO for a JOB werden junge Migrant*innen auf Arbeitssuche mit Menschen über 50 zusammengebracht, die idealerweise derselben Branche angehören und sie bei der sozialen und beruflichen Integration begleiten und unterstützen können.

Modellentwickler:

Frédéric Simonart, Matthieu Le Grelle, Brüssel, duoforajob.org 

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