Die Zukunft der Arbeitswelt ist bunt und weiblich

Die Migrant*innenorganisation MA.i e. V. unterstützt mit dem IQ Projekt "ÖFFNUNGsZEITEN" Frauen mit Migrations- und Fluchtgeschichte. Ziel ist ihre qualifikationsadäquate Integration in den Arbeitsmarkt – ein großes Potenzial für die Gesellschaft, das noch unzureichend genutzt wird.

Canan Ulug

Unsere Gesellschaft wird immer bunter und vielfältiger. Dies gilt auch für die Arbeitswelt. Umso wichtiger ist es, dass Vielfalt als Stärke erkannt und als ein gesamtgesellschaftlicher Prozess verstanden wird. Zudem ist der Fach- und Führungskräftemangel in vielen Unternehmen angekommen und wird von Arbeitgebenden vernehmbar beklagt.

Dabei steht eine gut ausgebildete und hochmotivierte Gruppe bereit: Frauen mit Migrations- und Fluchtgeschichte sind entgegen gängigen Klischees gut ausgebildet und hoch qualifiziert - ein großes Potenzial für unsere Gesellschaft und die unter dem Fachkräftemangel leidende Wirtschaft.

Die Migrant*innenorganisation Migration und Arbeitswelt e. V. (MA.i e. V.) setzt genau hier an. MA.i e. V. ist ein engagierter und innovativer junger Verein, der auf drängende migrations- und arbeitsmarktpolitische Fragen Antworten sucht und sich 2018 aus einer Initiative von Ehrenamtlichen heraus gegründet hat.

Mit einer Geschäftsstelle in Köln und Mitgliedern aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik, Verwaltung und Nichtregierungsorganisationen arbeitet MA.i e. V. mit einem breiten Netzwerk zusammen. Unser Ansatz dabei: Eine gleichberechtigte Teilhabe am Arbeitsmarkt kann nur von allen Beteiligten gemeinsam gestaltet werden. Dazu brauchen alle Wissen, Kompetenz und einen Austausch über Handlungsmöglichkeiten. Deshalb arbeitet MA.i e. V. mit allen und für alle.

Unser Ziel ist es, Vielfalt als produktive und kreative Ressource in Wirtschaft, Verwaltung, Gesellschaft und Politik zu nutzen, die Fachkräftesicherung in der Region zu unterstützen und die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Migrations- und Fluchtgeschichte in der Arbeitswelt sowie in der Gesellschaft und im Bildungswesen zu ermöglichen.

Dabei unterstützt MA.i e. V. öffentliche Einrichtungen und Unternehmen durch Beratung, Prozessbegleitungen, Qualifizierung und Vernetzung, Vielfalt als gesellschaftliche und wirtschaftliche Chance zu erkennen und in der Organisation umzusetzen. Ebenso unterstützen wir Menschen mit Migrationsund Fluchtgeschichte mit einem ganzheitlichen und bedarfsorientierten Ansatz und zeigen berufliche Perspektiven auf.

Schwerpunkt Migrantinnen

Seit 2019 ist MA.i e. V. Träger im IQ Netzwerk NRW. Mit unserem Teilprojekt "ÖFFNUNGsZEITEN - Interkulturelle Öffnung von Arbeitsmarktakteuren zur Beschäftigung von Migrantinnen" haben wir uns die qualifikationsadäquate berufliche Integration von Frauen mit Migrations- und Fluchtgeschichte zum Ziel gesetzt.

MA.i e. V. hat mit seinem IQ Projekt bewusst den Schwerpunkt auf die Gruppe der qualifizierten Frauen mit Migrations- und Fluchtgeschichte gelegt. Denn unsere Praxiserfahrungen sowie Arbeitsmarktindikatoren zeigen, dass vor allem qualifizierte Frauen mit Migrations- und Fluchtgeschichte auf dem Arbeitsmarkt nach wie vor unterrepräsentiert sind. Sie sind häufiger arbeitslos oder prekär beschäftigt. Und sie bestreiten im Vergleich zu Männern mit Migrationshintergrund oder Frauen ohne Migrationshintergrund am seltensten ihren Lebensunterhalt aus eigener Erwerbstätigkeit.

In Pandemiezeiten hat sich ihre Situation nochmals verschärft. Neben fehlendem Wissen seitens der Unternehmen über die Heterogenität der Frauen und ihrer Potenziale bestehen auch oft noch Vorbehalte und Stereotype. Dabei sind Migrantinnen in Deutschland viel bunter und vielfältiger, als die gängigen Klischees nahelegen. Sie zeichnen sich durch ein breites Spektrum an Berufen, Lebensmodellen und Kompetenzen sowie hohe Motivation aus und bilden ein großes Potenzial für die Gesellschaft und Wirtschaft, das noch unzureichend wahrgenommen und genutzt wird.

Um Vorbehalte und Hürden abzubauen und die unterschiedlichen Kompetenzen von Frauen mit Migrations- und Fluchthintergrund als Fachkräfte wertzuschätzen, zu fördern und vorteilhaft einzusetzen, richtet sich das Projekt "ÖFFNUNGsZEITEN" an Arbeitsmarktakteure wie z.B. Arbeitsverwaltungen, kleine und mittlere Unternehmen (KMU) und öffentliche Einrichtungen.

Dabei setzt das Projektteam vielfältige Angebote sowohl auf struktureller als auch auf operativer Ebene um. Denn damit Migrantinnen als Fachkräfte erkannt werden und eine qualifikationsadäquate Teilhabe auf dem Arbeitsmarkt verbessert wird, ist ein Bündel von Maßnahmen auf verschiedenen Ebenen erforderlich.

"Kölner Exper*innenkreis – verbindliche Zusammenarbeit der Akteure"

Gleich zum Start seiner Arbeit hat das Teilprojekt im Frühjahr 2019 die entscheidenden Kölner Arbeitsmarktakteure an einen Tisch geholt. Denn die verbindliche Zusammenarbeit eines lokalen Netzwerks mit Arbeitsmarktakteuren ist von zentraler Bedeutung.

Mit dabei ist die Stadt Köln mit dem Amt für Soziales, Arbeit und Senioren sowie dem Amt für Integration und Vielfalt – Kommunales Integrationszentrum. Weitere Beteiligte sind das Kompetenzzentrum Frau & Beruf Region Köln sowie das Jobcenter und die Agentur für Arbeit Köln.

Auf Initiative von MA.i e. V. haben sie sich als "Kölner Expert*innenkreis" zusammengeschlossen mit dem gemeinsamen Ziel, die vielfältigen Potenziale von Frauen mit Migrations- und Fluchtgeschichte in Köln sichtbar zu machen, ihre qualifikationsadäquate berufliche Integration zu verbessern und einen Beitrag zur Fachkräftesicherung in der Region zu leisten.

Durch die enge Vernetzung und Zusammenarbeit der Akteure werden Prozesse beschleunigt, Synergien geschaffen sowie strukturelle Barrieren analysiert und reflektiert. Der regelmäßige Austausch findet sowohl einzelfall- als auch prozessbezogen statt. Erarbeitete Angebote und Informationen können so nachhaltig in Regelstrukturen implementiert werden.

Darüber hinaus macht sich der "Kölner Expert*innenkreis" mit gemeinsamen Aktivitäten, Pressemitteilungen sowie zuletzt mit der online Fachtagung "Let’s grow together: Migrantinnen und Arbeitsmarkt" im November 2021 dafür stark, Migrantinnen als Fachkräfte zu erkennen und zu fördern.

Und setzt Impulse auch über Köln hinaus. Schließlich ist es dem Projekt auch gelungen eine Kooperationsvereinbarung zu beschließen, die den Titel trägt "Gemeinsam die qualifikationsadäquate berufliche Integration von Frauen mit Migrations- und Fluchtgeschichte gestalten". Dadurch hat der Expert*innenkreis sein Vorgehen bekräftigt und wirkt so auch zusätzlich nachhaltiger in die jeweiligen beteiligten Einrichtungen hinein.

Mit dem IQ Projekt "ÖFFNUNGsZEITEN" und dem "Kölner Expert*innenkreis" hat MA.i e. V. ein Novum in Köln geschaffen, denn bisher existierte ein Verbund mit relevanten Arbeitsmarktakteuren, der auf Initiative und mit Beteiligung einer Migrant*innenorganisation speziell zum Thema zusammenarbeitet, nicht.

Begegnungen und gegenseiteiges Kennenlernen fördern

Ein weiterer Ansatz unseres Projektes ist es, neue innovative Formate für KMU und Migrantinnen zu entwickeln und durchzuführen. Denn um die Vielfalt und die vorhandenen Potenziale von qualifizierten Frauen mit Migrations- und Fluchtgeschichte sichtbar zu machen, Vorbehalte abzubauen und sie als Fachkräfte anzuerkennen, sind vor allem auch Begegnungen wichtig.

So wurde z.B. das Veranstaltungsformat "Let‘s meet! - Unternehmen treffen Fachkräfte" ins Leben gerufen. Unternehmen in der Kölner Region und qualifizierte Frauen mit Migrations- und Fluchtgeschichte begegnen sich in freundlicher Atmosphäre, um erste Kontakte zu knüpfen und sich auszutauschen. Mit diesem Format wurde ein Rahmen geschaffen, in dem sich Arbeitgebende und Frauen mit Migrations- und Fluchtgeschichte auf Augenhöhe treffen, kennenlernen und sogar für ein Arbeitsverhältnis zusammenfinden können.

Dabei ist auch die Kommunikation von positiven Beispielen und Erfolgsgeschichten zur gelungenen Arbeitsmarktintegration wie z. B. im IQ Good Practice Kurzfilm – Let´s go_Migrantinnen starten durch ein wichtiger Erfolgsfaktor.

Auch mit einem Workshop zum Diversity Tag 2021 im Handwerk“ in Kooperation mit dem Handwerkerinnenhaus Köln e. V. schaffte das Projekt eine Brücke zum Handwerk. "ÖFFNUNGsZEITEN" zeigte sowohl für Migrantinnen berufliche Perspektiven in Handwerksberufen auf als auch Vorteile für das Handwerk, das durch die Ausbildung und Beschäftigung von Migrantinnen dem Fachkräftemangel begegnen kann.

Gesellschaftlicher Beitrag

Deutschland kann es sich vor dem Hintergrund des zunehmenden Fachkräftemangels nicht leisten, auf die Potenziale von Frauen mit Migrations- und Fluchtgeschichte zu verzichten. Alle Akteure der Wirtschaft und Gesellschaft sind aufgefordert, zur Anerkennung, Wertschätzung und Förderung von Migrantinnen beizutragen.

Migrant*innenorganisationen sind dabei wichtige Initiatoren, Impulsgeber und Vermittler. Ein entscheidender Zugewinn für die Zusammenarbeit von MA.i e. V. mit öffentlichen Einrichtungen und Unternehmen ist, dass unser Verein als Migrant*innenorganisation vielfältig aufgestellt ist.

Durch unsere bedarfsorientierten und passgenauen Angebote sowie die arbeitsmarktpolitische und migrationsspezifische Expertise ist MA.i e.V. vertrauensvolle und professionelle Ansprechpartner*in sowohl für die Akteure als auch für die Frauen mit Migrations- und Fluchtgeschichte.

Weitere Informationen

Informationen zur Migrant*innenorganisation Migration und Arbeitswelt e. V. (MA.i e. V.) :https://migration-arbeitswelt.de/

Informationen zum IQ Projekt "ÖFFNUNGsZEITEN": https://migration-arbeitswelt.de/projekte/oeffnungszeiten/

Canan Ulug

ist Mitgründerin und Vorstandsvorsitzende der Migrant*innenorganisation "Migration und Arbeitswelt e. V. interkulturell innovativ inklusiv (MA.i e. V.)" sowie Leiterin des IQ Projekts "ÖFFNUNGsZEITEN - Interkulturelle Öffnung von Arbeitsmarktakteuren zur Beschäftigung von Migrantinnen".

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