Robert Bosch Stiftung: Migrantinnen und Migranten als Pflegekräfte für den ländlichen Raum gewinnen

Robert Bosch Stiftung veröffentlicht Expertise zur Beschäftigung von Migrantinnen und Migranten in der Kranken- und Altenpflege im ländlichen Raum. Das Ausbilden von Geflüchteten und Neuzuwandernden kann dazu beitragen, den akuten Pflegenotstand im ländlichen Raum zu lindern. Um Migrantinnen und Migranten die Integration zu erleichtern, hilft es, auch für ihre Angehörigen berufliche Perspektiven zu schaffen.

[Robert Bosch Stiftung] Mehr Nachfrage, weniger Angebot: Durch den demografischen Wandel gibt es mehr pflegebedürftige Menschen in Deutschland, gleichzeitig sinkt die Zahl der Fachkräfte. Insbesondere in ländlichen Räumen ist es schwierig, den Bedarf an Pflegekräften zu decken. Diesem Engpass kann durch die Gewinnung von Migrantinnen und Migranten in Teilen entgegengewirkt werden, wenn gezielt wirtschaftliche, politische und soziale Anreize geschaffen werden. Das geht aus einer Expertise hervor, die die Robert Bosch Stiftung GmbH am vergangenen Donnerstag, 22. August 2019, im Rahmen des Förderprogramms "Land Zuhause Zukunft – Integration und Teilhabe von Neuzuwanderern in ländlichen Räumen" veröffentlicht hat. Ein Ziel dieses Programms ist es, Strategien zur Integration und Bindung von Migrantinnen und Migranten auf dem Land und in kleineren Städten zu entwickeln.

Beratungsangebote und migrantische Communities sind dort bisher weniger stark ausgebildet. Ein wichtiger Schritt zur erfolgreichen Anwerbung von Pflegekräften ist laut der Expertise daher die Kooperation lokaler Akteure: Idealerweise arbeiten die Pflegeeinrichtungen eng mit der kommunalen Verwaltung, Migrationsberatungsstellen, der Arbeitsvermittlung sowie ehrenamtlichen Helferinnen bzw. Helfern zusammen. "Statt um Pflegekräfte mit Migrationshintergrund zu konkurrieren und sich diese gegenseitig abzuwerben, sollten sich insbesondere die Pflegeeinrichtungen vor Ort zusammenschließen und gegenseitig unterstützen", sagt Ottilie Bälz, Leiterin des Themenbereichs Gesellschaft bei der Robert Bosch Stiftung.

Um Migrantinnen und Migranten innerhalb von Deutschland für Pflegeberufe zu gewinnen, sollten bundesweit pflegespezifische Informationsmodule und Maßnahmen entwickelt und zusammen mit der Sprachvermittlung angeboten werden. Auch für in Deutschland lebende Geflüchtete ist eine Ausbildung in der Alten- und Krankenpflege eine Option. Dabei sollten kulturelle Unterschiede und deren Lebenssituation berücksichtigt werden. Bestehende Netzwerke wie Städte- und Landkreispartnerschaften sowie Schulkooperationen können genutzt werden, um auch im Ausland das Interesse an einer Ausbildung in Deutschland zu wecken. Beim Abwerben von bereits ausgebildetem Pflegepersonal aus dem Ausland ist allerdings Zurückhaltung geboten, um Länder, die selbst Fachkräfte benötigen, vor einem Braindrain zu schützen, heißt es in der Expertise.

Die Expertise "Gute Daseinsvorsorge in ländlichen Räumen:Pflege sichern, Migration nutzen" zum Download finden Sie hier.

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