OECD: Weibliche Geflüchtete dreifach benachteiligt

Das aktuell erschienene Working Paper der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) "Dreifach benachteiligt? Ein erster Überblick über die Integration weiblicher Flüchtlinge" zeigt, dass Frauen mit Fluchthintergrund es auf den europäischen Arbeitsmärkten deutlich schwerer haben als ihre männlichen Pendants. Die OECD analysiert die Gründe und diskutiert Lösungsansätze.

Arbeitsmarktsituation

Die Integration weiblicher Geflüchteter in den Arbeitsmarkt blieb in den vergangenen Jahren deutlich hinter der von männlichen Geflüchteten und anderer Migrantinnen zurück. Dies war auch vor der erhöhten Migration von Geflüchteten im Jahr 2015 der Fall. Europaweit gingen 2014 lediglich 45% der weiblichen Geflüchteten einer Beschäftigung nach, deutlich weniger als unter den übrigen Migrantinnen und den männlichen Geflüchteten. Die Beschäftigungslücke gegenüber den im Inland Geborenen war bzw. ist bei Frauen mit Fluchthintergrund in der Regel doppelt so groß wie bei männlichen Geflüchteten. Auch die übrigen Arbeitsmarktindikatoren sind ungünstig: Die Arbeitslosenquote geflüchteter Frauen beträgt über 20% – womit sie doppelt so hoch ist wie unter den im Inland geborenen Frauen – und ihre Erwerbsquote liegt unter 60%. All das deutet darauf hin, dass weibliche Geflüchtete am Arbeitsmarkt "dreifach benachteiligt" sind: als Frau, als Migrantin und als Geflüchtete.

Weniger Integrationsförderung

Was sind die Gründe für die schwierige Arbeitsmarktsituation von Frauen mit Fluchthintergrund? Die OECD weist zunächst auf das geringere Gesamtbildungsniveau hin. Außerdem erhalten weibliche Geflüchtete häufig weniger Integrationsförderung als männliche Geflüchtete. Aufenthaltsrechtliche Beschränkungen sowie familiäre Umstände (z.B. fehlende Kinderbetreuung) verhindern dies. Laut OECD besteht darüber hinaus ein enger Zusammenhang "zwischen der Beschäftigung von Flüchtlingen und ihrem sozialen Netzwerk", dies betrifft insbesondere Kontakte zu im Inland Geborenen. Frauen haben wesentlich weniger soziale Netzwerke als Männer.

Lösungsansätze

Europaweite Umfragen zeigen, dass die meisten weiblichen Geflüchteten erwerbstätig sein möchten. Eine schlechte Integration geflüchteter Frauen, so die OECD, "ist kein unabänderliches Schicksal und zum großen Teil unfreiwillig". Viele der Hindernisse für eine vollständige Arbeitsmarktintegration geflüchteter Frauen könnten dementsprechend durch geeignete Bildungs- und Arbeitsmarktmaßnahmen beseitigt werden. Mentorenprogramme wären ein guter Weg, soziale und berufliche Kontakte herzustellen. Die Frage der Kinderbetreuung sei für weibliche Geflüchtete ebenfalls von besonderer Bedeutung, da ihre Geburtenraten in der Zeit kurz nach der Einreise relativ hoch sind. Spezielle Sprachkurse für "Mutter und Kind" scheinen diesbezüglich eine vielversprechende Lösung darzustellen.

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