Mit zwei Tageskursen zur vollen Anerkennung als Systemelektroniker

Mit einem Bescheid über die teilweise Gleichwertigkeit seines syrischen Berufsabschlusses wendete sich Herr Al Agha Anfang des Jahres an das IQ Netzwerk Schleswig-Holstein. In Kooperation mit einem Bildungszentrum in Hamburg verhalf ihm die Handwerkskammer Lübeck mit zwei Tageskursen in weniger als sechs Monaten zur vollen Anerkennung als Systemelektroniker.

Herr Al Agha[1], ein etwa vierzigjähriger Syrer aus Idlib, musste aufgrund des Krieges seine Heimat verlassen und lebt seit 2015 in Deutschland. Nachdem er in seiner Heimat die Grund- und die Mittlere Schule abgeschlossen hatte, besuchte er für drei Jahre die Technische Oberschule in Aleppo mit einem landwirtschaftlichen Schwerpunkt. Anschließend studierte er für zwei Jahre an einem Technischen Institut in Aleppo Elektrizität und Elektrotechnik in einem landwirtschaftlichen Kontext.

Herr Al Agha arbeitet im Großraum Hamburg als Elektrohelfer und hat damit Erfahrungen und Wissen über den Arbeitsmarkt und sein Berufsfeld gesammelt. Mit seinem B2-Sprachniveau bringt er gute Voraussetzungen für eine erfolgversprechende Anpassungsqualifizierung und Integration in den Arbeitsmarkt mit. Um qualifikationsadäquat beschäftigt zu werden und damit ein mit seinen Kollegen vergleichbares Gehalt erhalten zu können, entschied er sich für ein berufliches Anerkennungsverfahren.

Die zuständige Stelle der Handwerkskammer Lübeck stellte ihm – unter Berücksichtigung seiner Ausbildung sowie einschlägigen Berufserfahrung aus Syrien, Dubai und Libyen – einen Bescheid über die teilweise Gleichwertigkeit mit dem deutschen Referenzberuf Systemelektroniker aus. Wesentliche Unterschiede bestanden im Themenbereich „Prüfen der Schutzmaßnahmen“. Mit dem Bescheid wurde er von der zuständigen Stelle auf die Angebote des IQ Netzwerks Schleswig-Holstein aufmerksam gemacht und an das IQ Teilprojekt „Qualifizierungsmaßnahmen für Handwerksberufe“ beim Fortbildungszentrum der Handwerkskammer Lübeck verwiesen.

Anfang Januar 2019 nahm er telefonischen Kontakt mit dem Fortbildungszentrum auf, das direkt für Mitte Januar einen Beratungstermin vereinbarte. Bei dem Erstgespräch erhielt Herr Al Agha einen Überblick über das IQ Teilprojekt und die Möglichkeiten der Anpassungsqualifizierung im Allgemeinen.

Im nächsten Schritt wurde ein individueller Qualifizierungsplan erstellt, und Anfang Februar konnten Herrn Al Agha Kursangebote zum Ausgleich der festgestellten wesentlichen Unterschiede unterbreitet werden. Da Herr Al Agha den Wunsch geäußert hatte, seine Anpassungsqualifizierung unabhängig von seinem Arbeitgeber zu absolvieren, wurden Vereinbarungen bezüglich Termine, Dauer und Kostenübernahme der Maßnahme ausschließlich mit ihm selbst besprochen.

Anschließend erfolgte die Anmeldung für zwei Tageskurse bei einem Bildungszentrum in Hamburg, die genau zu den von Herrn Al Agha zu erlernenden Themen passten: „Anlagenprüfung: Grundlagen und Normen“ und „Anlagenprüfung: Messpraxis“. Die beiden Regelangebote vermitteln wichtige Erkenntnisse für die Überprüfung und den Nachweis der fachgerechten Ausführung von Elektroanlagen. Bestandteil ist ein Praxis-Workshop, der die für die praktische Anlagenprüfung notwendigen VDE-Bestimmungen behandelt und bei dem die Teilnehmenden alle typischen Messungen zur Prüfung von Elektroanlagen erlernen. Die Anmeldebestätigung wurde an Herrn Al Agha weitergeleitet, sodass er seine Urlaubsplanung danach ausrichten konnte.

Nach Absolvieren der beiden Tageskurse Anfang Mai wurden die Teilnahmebescheinigungen mit einem Antrag auf ein zweites Anerkennungsverfahren durch das IQ Teilprojekt bei der zuständigen Stelle der Handwerkskammer Lübeck eingereicht. Schon Anfang Juni 2019 erhielt Herr Al Agha schließlich die volle Gleichwertigkeitsbescheinigung zum deutschen Ausbildungsberuf des Systemelektronikers.


[1] Name wurde von der Redaktion geändert

Beitrag von Arne-Matz Ramcke und Nicole Derber, HWK Lübeck (IQ Netzwerk Schleswig-Holstein), für den Newsletter 3/2019 der IQ Fachstelle Beratung und Qualifizierung

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