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inklusiv Bericht aus der Praxis und Interview mit Dr. Neda Sheytanova, Arbeitsstelle Deutsch im IQ Netzwerk Saarland

Praxis und Sprache eng verzahnen

Deutschkurse "am Patienten" bereiten Mediziner*innen auf den Berufseinstieg in Deutschland vor.

Ausgangslage/Herausforderung

In den saarländischen Krankenhäusern herrscht ein großer Bedarf an Ärzt*innen, so dass zugewanderte Fachkräfte dringend benötigt werden. Im Jahr 2015 waren bereits etwa 16 Prozent (mehr als 800 Personen) der angestellten Ärzt*innen im Saarland ausländischer Herkunft. Von Seiten der Gesundheitsministerkonferenz wurden jedoch im Bereich Medizin seit Oktober 2014 erhöhte Sprachanforderungen des Niveaus C1 gefordert.

Adäquate Angebote zur Erreichung des geforderten Sprachniveaus für zugewanderte Mediziner*innen wurden dagegen, mit Ausnahme von berufsorientierenden ESF-BAMF Kursen, im Saarland bisher nicht angeboten. Um diese bestehende Lücke zu schließen, entwickelte die Arbeitsstelle Deutsch in der IQ Landeskoordinierung Saarland das Sprachkursangebot "Deutsch für Mediziner*innen im Saarland".

Umsetzung des Instruments

Erarbeitet wurde ein praxisorientiertes Sprachkursangebot für Fachkräfte mit ausländischem Hochschulabschluss aus den Bereichen Medizin, Zahnmedizin und Pharmazie. Die Inhalte wurden in Kooperation mit praktizierenden und leitenden Mediziner* innen konzipiert. Das Besondere an dem Konzept ist, dass vom ersten Tag des Kurses an authentische Kommunikationssituationen mit den Teilnehmenden trainiert werden und Übungen an Test-Patient*innen bei gleichzeitiger Verbesserung des Sprachniveaus praktiziert werden.

In einem Vorkurs, der von Niveau B1 zu B2 Medizin führt, werden die Teilnehmenden in 400 Unterrichtseinheiten auf den Hauptkurs „Deutsch B2-C1 Medizin“ vorbereitet. Dieser führt zur Prüfung Deutsch B2-C1 Medizin, einer Voraussetzung für die Approbation in Deutschland. Der Vorkurs war nötig, da es zum Start des Projektes nur wenige Interessenten mit dem geforderten Sprachniveau B2 gab. Die zugewanderten Fachkräfte wurden also auf dem medizinischen Sprachstand „abgeholt“, auf dem sie sich befanden.

Als eine große Herausforderung in der Umsetzung erwies sich die Finanzierung des Vorkurses durch die Jobcenter, da dieser nicht in die Regelförderung fällt. Überdies gab es keine Lehrmaterialien, die für die Berufsgruppe auf dem Sprachniveau B1 geeignet waren. Die Lehrmaterialien für das Niveau B1 Medizin mussten also von der Arbeitsstelle Deutsch neu konzipiert werden.

Fazit

Von den 17 Teilnehmenden des ersten Sprachkursangebotes "Deutsch für Medizinerinnen und Mediziner" haben 16 das Niveau B2 oder C1 Medizin erreicht. 90 Prozent der Teilnehmenden ist bereits in einer Beschäftigung. Das erarbeitete Konzept erweist sich als äußerst praxisnah, weil die Kommunikationssituationen mit den sogenannte "Spielpatienten", die im Voraus eingearbeitet und eingeübt wurden, sehr realitätsnah sind. Inzwischen hat ein Transfer in das DeuFöV-Konzept für die Mediziner* innen stattgefunden. Weitere Transfers in andere Berufsbilder sind sinnvoll und vorstellbar. 

Adressaten für Transfer:

Anbieter von Deutschkursen, die Mediziner*innen praxisorientiert auf den Beruf vorbereiten möchten.

Konzept Praxisorientierter Deutschkurs:

Zugewanderte Mediziner*innen sowie Pharmazeut*innen nehmen zur Vorbereitung auf die Approbation und ihren Berufseinstieg in Deutschland bereits ab dem Sprachstandniveau B1 an vorbereitenden Sprachkursen teil, um Deutschkenntnisse auf Niveau C1 zu erlangen. Praktizierende Ärzte vermitteln in den Kursen vor allem praxisrelevante Inhalte, überwiegend aus der Dokumentation (Arztbrief, Übergabe, Fall-Vorstellungen usw.). In Zusammenarbeit mit sogenannten "Spielpatienten" werden authentisch Krankheitsbilder aus dem klinischen Alltag gezeigt.

Projekt:

Deutsch für Mediziner*innen im Saarland

Träger:

FITT gGmbH – Forschungs- und Transferstelle GIM in Kooperation mit dem Bildungsträger People to Work (P2W) (Vorkurs) und der VHS Saarlouis (Hauptkurs)

Projektansprechpartnerin:

Dr. Neda Sheytanova, Saaruferstraße 16, 66117 Saarbrücken, Tel.: 0681/5867 919, sheytanova(at)gim-htw.de 

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