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Interview mit Anna Stahl-Czechowska, Verantwortliche für Öffentlichkeitsarbeit im Regionalen Integrationsnetzwerk Berlin

Zielgerichtet mit Multiplikator*innen vernetzen

Neuer strategischer Ansatz zur Gewinnung von Teilnehmenden über die Sozialen Medien im RIN Berlin

Ausgangslage/Herausforderung

Das Vorhaben „side by side“ im Regionalen Integrationsnetzwerk (RIN) Berlin ist ein niedrigschwelliges Mentoringprogramm für qualifizierte Frauen mit Migrationsbiografie und Fluchterfahrung, das nach dem kanadischen Modell vom Träger Goldnetz gGmbH durchgeführt wird. Das bedeutet, dass ein branchen- bzw. berufsspezifisches Matching stattfindet, bei dem Mentees mit Mentorinnen aus derselben Branche oder demselben Beruf zusammengebracht werden. Die berufserfahrenen und oft mehrsprachigen Berlinerinnen begleiten internationale Fachkräfte in der Bewerbungsphase und können der Mentee zusätzlich während der Einstiegsphase in den ersten Job zur Seite stehen. Das Mentoring kann auch als Recruitinginstrument für Unternehmen eingesetzt werden, in dem sich die Mitarbeiterinnen als Mentorinnen engagieren und die internationalen Fachkräfte für den eigenen Betrieb gewinnen. Goldnetz ist ein erfahrener und gut vernetzter Bildungsträger. Dennoch wurde im Lauf der Projektarbeit deutlich, dass die klassischen Akquisewege mit Mailings, Flyern, Informationsverteilung über eigene Socialmedia-Kanäle und entsprechende Netzwerkarbeit nicht ausreichten, um die Zielgruppe des Programms gut zu erreichen. Für die Mitarbeiter*innen des Vorhabens „side by side“ zeigte sich, dass die Zugangswege zur Zielgruppe sehr komplex sind. So mussten neue Wege gefunden werden, um das Programm erfolgreich zu etablieren.

Umsetzung des strategischen Ansatzes

Um mehr Teilnehmer*innen für das Programm zu gewinnen, fanden die Mitarbeiter*innen des Mentoringprogramms einen neuen strategischen Ansatz durch eine veränderte Öffentlichkeitsarbeit. Sie setzten weniger auf Flyer, Broschüren und Websites, sondern begaben sich im digitalen Raum dorthin, wo sich die internationalen Fachkräfte informieren. Im ersten Schritt wurde von Goldnetz eine „Kachel“ mit einem Posting auf Deutsch und passenden Bildern für den Einsatz in Social Media erstellt. Die Kachel wurde unter anderem auf dem Facebook-Account und dem LinkedIn-Kanal des RIN Berlin und auf dem LinkedIn-Kanal des Mentoringprogramms „side by side“ auf Deutsch gepostet. Als Nächstes hat sich die Öffentlichkeitsarbeit des RIN Berlin mit einer Migrant*innenorganisation (MO) vernetzt und dieser das vorhandene Informationsmaterial zum Qualifizierungsangebot vorgestellt. Die MO ist auf diversen Social Media-Kanälen aktiv und konnte diese Informationen in der Communitysprache Polnisch zirkulieren lassen. Die Vernetzung mit diesem Verein wurde zielgerichtet ausgewählt, denn die MO hat einen sehr guten Zugang zu qualifizierten Frauen aus der polnischen Community in Berlin, die zu den größten Communities in der Hauptstadt gehört. Im nächsten Schritt wurde die für die Öffentlichkeitsarbeit verantwortliche Person der MO als Multiplikatorin oder eine Art ehrenamtliche Influencerin für die Bewerbung des Mentoringprogramms tätig. Die MO ist mit ihrem Verein in den sozialen Medien bei Instagram, LinkedIn und vor allem bei Facebook sehr aktiv. Sie hat selbst viele unterschiedliche Gruppen für Polinnen gegründet und diese kontinuierlich begleitet. Das Facebook-Profil des Vereins umfasst etwa 6.400 Follower*innen, von ihr gegründete Facebook-Gruppen, wie z.B. „Polnische Mütter in Berlin“, haben mehr als 6.000 Mitglieder. Daher war es für die Öffentlichkeitsarbeit des RIN Berlin wichtig, das Angebot des Mentoringprogramms für Frauen mit genau dieser MO gezielt zu vernetzten, um möglichst exakt die Zielgruppe zu erreichen und für die Qualifizierung gewinnen zu können.

Fazit

Bereits nach einer Woche haben sich aufgrund des ersten Postings durch die MO 15 Teilnehmerinnen aus der polnischen Community für das Mentoringprogramm angemeldet. Der strategische Ansatz, Öffentlichkeitsarbeit auf die sozialen Medien und ihre Kanäle und Akteur*innen zu fokussieren und dabei eng mit MO zu kooperieren, wird im RIN Berlin seitdem zunehmend eingesetzt. Die Teilvorhaben erhalten zudem Schulungen bzgl. der Teilnehmendenakquise über soziale Medien durch die Berliner MO La Red, die auf diesem Gebiet über sehr viel Kompetenz verfügt. Das RIN Berlin nutzt auch den Weg über weitere Projekte in den sozialen Medien, z. B. solche, die von Minor, dem Träger der IQ Fachstelle Einwanderung und Integration, umgesetzt werden, um auf diesem Weg die eigenen Angebote bekannt zu machen.

Adressaten für Transfer
Bildungsdienstleister

Strategischer Ansatz zur Teilnehmendengewinnung in Social Media
Der strategische Ansatz zur Teilnehmendengewinnung wird im Regionalen Integrationsnetzwerk Berlin durch die Vernetzung mit migrantischen Communities umgesetzt. Dabei unterstützen Influencer*innen dieser Communities die Bewerbung des Mentoringprogramms „side by side“ auf ihren Social-Media-Kanälen. Durch Kooperationen zwischen Bildungsträgern und migrantischen Communities zur Information von Migrant*innen in den Sozialen Medien werden neue Zugänge zur Zielgruppe geschaffen.

Vorhaben
Koordination Regionales Integrationsnetzwerk Berlin

Träger
Senatsverwaltung für Arbeit, Soziales, Gleichstellung, Integration, Vielfalt und Antidiskriminierung – Beauftragte des Senats von Berlin für Integration und Migration

Projektansprechpartnerinnen
Birgit Gust (Projektleitung RIN Berlin), Anna Stahl-Czechowska (Projektleitung Teilprojekt Konsortium und Öffentlichkeitsarbeit)
Potsdamer Straße 65 / 10785 Berlin
0151 29276996 / 0151 15075680
Birgit.Gust@IntMig.berlin.de
AnnaMaria.Stahl-Czechowska@IntMig.berlin.de

Angebot
Weitere Informationen finden Sie hier:
https://www.berlin.de/lb/intmig/themen/ausbildung-und-arbeit/iq-landesnetzwerk-berlin/
https://www.facebook.com/IQRINBerlin
https://www.linkedin.com/company/rin-berlin/
https://www.instagram.com/regionalesintegrationsnetzwerk/

Alle bisher erschienenen IQ Good Practice-Beispiele finden Sie unter
https://www.netzwerk-iq.de

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