Erzählsalon im Willkommenszentrum Berlin: "Beratung ist essentiell"

Eine Arbeit zu finden, die den eigenen Wünschen und Qualifikationen entspricht, ist vor allem für zugewanderte Frauen eine Herausforderung.  Vor diesem Hintergrund hat der Beratungsverein "KOBRA Beruf Bildung Arbeit" in einer Kooperation mit dem "Willkommenszentrum Berlin" einen Erzählsalon von und für zugewanderte Frauen initiiert. Am vergangenen Mittwoch, 17. Januar 2018, fand die Auftaktveranstaltung mit dem Titel "Wir haben es geschafft! Erzählsalon im Willkommenszentrum Berlin 'Wissenschaft'" mit zwei hochqualifizierten Migrantinnen aus dem Wissenschaftsbetrieb statt.

"Wir glauben an die Kraft von Geschichten." Mit diesen Wörtern unterstrich Rosaria Chirico, Trainerin und Beraterin von KOBRA, in ihrer Einführungsrede der Veranstaltung die Bedeutung des Erzählsalonformats. Anhand von persönlichen Narrativen, so Chirico, können Erfolgsgeschichten einer gelungenen Arbeitsmarktintegration in vertrauensvoller Atmosphäre qualitativ aufgearbeitet werden. Im moderierten Gespräch mit der Syrerin Lina Alhaddad, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Arbeitsbereich Kulturvergleichende Entwicklungspsychologie an der Freien Universität Berlin (FU), sowie Joanna Bronowicka, gebürtige Polin und Beraterin des Präsidenten der Europa Universität Viadrina (insbesondere für Digitalisierungsfragen), wurde die Hoffnung der Organisatorinnen und Organisatoren erfüllt – beide in Deutschland berufstätige Frauen machten nicht nur Mut für die Betroffenen im  Saal, sondern gaben auch wichtige Tipps für einen erfolgreichen Berufseinstieg für hochqualifizierte Zuwanderinnen:

  • Tipp 1: Beratung ist essentiell: "Obwohl viele Polinnen davon überzeugt sind, dass sie beruflich alles im Griff haben, ist das sehr häufig nicht der Fall. Ganz alleine schaffen es nur wenige. Professionelle Beratung ist der Schlüssel zur deutschen Berufswelt, besonders wenn sie mit den modernsten EDV-Techniken durchgefürt wird ", so Bronowicka. Auch Alhaddad bestätigte die Bedeutung von Beratung: "In Syrien ist Beratung eher eine Frage von persönlichen Netzwerken. In Deutschland gibt es aber ein sehr gut ausgebautes, professionelles Beratungsnetzwerk – das sollten alle Eingewanderten nutzen."
  • Tipp 2: Investiere in Netzwerke. "Es geht beim Networking häufig nicht darum, bereits eine Expertin zu sein," so Bronowicka, "sondern eine Expertin werden zu wollen und Fachleute zu finden, die ebenfalls über bestimmte Themen passioniert sind." Alhaddad dazu: "Networking kann manchmal eine 'wilde Reise' sein, aber irgendwann zahlt es sich aus – wie bei mir."
  • Tipp 3: Lerne entspannt Sprachen. Die deutsche Sprache sei wichtig, so Alhaddad, aber es sei ebenso von zentraler Bedeutung entspannt mit ihr umgehen zu können: "Investiere in Sprachunterricht aber vermeide es, eine verbissene Sprachschülerin zu werden – spiele mit der Sprache und akzeptiere es, dass du manchmal Fehler machst". Bronowicka machte sich gleichzeitig dafür stark, dass es auch ohne C1-Deutschkenntnisse möglich sei in der deutschen Wissenschaft zu arbeiten: "Ich spreche nicht so gut Deutsch, dafür aber sehr gut Englisch", so die Polin, "das ist wesentlich für die Arbeit an meiner Universität."
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