PraxisParade #4
Tipps und Tricks aus der IQ Praxis
Technikassistierte Sprachmittlung in IQ (Teil-)Vorhaben
Die Mitarbeitenden im IQ Netzwerk verfügen über ein breites Spektrum an persönlichen Sprachkompetenzen. Wenn zwei Parteien jedoch keine gemeinsame Sprache teilen oder die Sprachkenntnisse nicht ausreichen, können Techniken und Tools die Simultanübersetzung unterstützen. Auch in diesem Bereich können IQ Beratende und Qualifizierende Erfahrungen teilen. Im Idealfall sollte jedoch bei erstmaliger Nutzung eine Einschätzung zur Qualität der jeweiligen Sprache durch Kolleg*innen eingeholt werden, da diese mitunter sehr unterschiedlich ausfallen können. Auch hier sind also persönliche Sprachkompetenzen grundsätzlich wichtig. Natürlich muss man beim Einsatz von technikbasierten Tools zur Sprachmittlung auch immer auf den Datenschutz achten. Insbesondere bei freien Anwendungen sollten keine sensiblen personenbezogenen Daten geteilt und die Datenschutz-Einstellungen im Browser/Tool angepasst werden. Hier kommt es auf den reflektierten Einsatz durch Beratende und Qualifizierende an.
Was wird in der IQ Beratung und Qualifizierung bislang genutzt?
Die folgenden Beispiele stammen aus einer Themensession anlässlich des Vernetzungstreffens der IQ Fachstelle Anerkennung und Qualifizierung am 23. April 2024 in Nürnberg. Die Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und soll als Inspiration aus der IQ Beratungs- und Qualifizierungspraxis verstanden werden.
Dolmetschdienst
Das Dolmetschen per Telefon und/oder Video kann über Endgeräte wie stationäre Computer, Laptops oder Tablets sowie über das Telefon genutzt werden. Die Nutzung des Dienstes erfolgt über den Lautsprecher oder mittels Schaltung einer Dreierkonferenz. Der*die Dolmetscher*in übersetzt das Gesprochene konsekutiv im Wechsel mit dem*der Redenden. In der Themensession wurde beispielhaft die Nutzung in der Anerkennungsberatung genannt – realisiert durch die LingaTel GmbH im Rahmen des Thüringer „Landesprogramm Dolmetschen“. Der deutlichste Vorteil liegt in der Möglichkeit, Nachfragen zu stellen. Nachteilig sind die recht hohen Kosten – wenn der Dienst nicht, wie in Thüringen, durch das Land finanziert wird.
Übersetzungsgeräte
Elektronische Sprachübersetzer sind handliche Geräte, die meist mehr als 70 Sprachen beherrschen. Sie sind – wie Smartphones – mit Display ausgestattet, auf dem die per Mikrofon erkannten und übersetzten Worte und Sätze angezeigt werden. Neben der Sprach- oder Texteingabe sind mithilfe einer integrierten Kamera in der Regel auch Foto-Übersetzungen möglich. Aus der Migrationsberatung kam die Empfehlung für Vasco Translator, das Angebot an Übersetzungsgeräten ist jedoch vielfältig. Als großer Nachteil wurden auch hier die Kosten genannt.
Online-Wörterbücher
Häufig kommen in der Praxis Online-Übersetzer wie LEO und Pons zum Einsatz, die über das Internet abrufbare Datenbanken nutzen. Als Benutzeroberfläche dient häufig der Browser oder eine darauf spezialisierte App, wobei hier die Oberfläche meist einen eingeschränkten Funktionsumfang bietet. Viele Online-Übersetzer bieten die Möglichkeit, sich an ein angeschlossenes Internetforum zu wenden, wenn die Ergebnisse nicht ausreichend sind.
Apps
Es gibt eine Vielzahl an Anwendungssoftware (kurz: Apps), die für die Sprachmittlung hilfreich sein können. Für schnelle Bild-Text-Übersetzungen wird im Netzwerk beispielsweise Google Lens genutzt. Dabei wird im Bild der Kamera befindlicher (auch handschriftlicher) Text erkannt, automatisch in eine gewählte Sprache übersetzt und über dem ursprünglichen Text angezeigt. Dem schnellen, flexiblen sowie kostenlosen Einsatz stehen Datenschutzbedenken gegenüber. Außerdem sind komplexe Zusammenhänge nur schwer zu erfassen.
Als App mit einer Benutzeroberfläche, die sich für Beratungssituationen gut eignet, wurde „Sprechender Übersetzer“ genannt. Hier ist der Bildschirm zweigeteilt, damit die sich gegenübersitzenden Personen parallel den Text in der jeweiligen Sprache eingeben/-sprechen bzw. lesen können. Nach Einschätzung der Beratenden ist die Qualität der Übersetzungen sowie das Erkennen von Satzenden verbesserungswürdig.
Video-Übersetzungen
Zur Vermittlung allgemeiner Informationen können Video-Übersetzungen gut geeignet sein. Im Gegensatz zu übersetzten Texten ist diese Variante persönlicher und niedrigschwelliger. Das Video wird beispielsweise mit der Handykamera aufgenommen, eine Zielsprache ausgewählt und dann kommt Künstliche Intelligenz zum Einsatz: Der sprachliche Inhalt wird erkannt, Übersetzungsalgorithmen übertragen ihn in die gewünschte Sprache und lassen die Person im Video beispielsweise Arabisch sprechen, obwohl sie dies gar nicht beherrscht. Je nach Tool werden zusätzlich Untertitel eingeblendet oder sogar die Nachahmung der Sprecher*innenstimme sowie die Synchronisation der Lippenbewegungen versprochen. Das fertige Video kann dann heruntergeladen und geteilt werden. Beispielhaft wurde in der IQ Beratungspraxis bereits die Anwendung Targum zum Übersetzen ins Arabische getestet. Das Fazit lautete: „Das Beispiel wurde gut übersetzt, allerdings können Probleme auftreten bei Wörtern oder Rahmenbedingungen, die dem Muttersprachler fremd sind.“ Zudem wurde die Videoerstellung im konkreten Fall als aufwendig empfunden und der Datenschutz als fragwürdig eingestuft.
Praxistipps aus IQ (Teil-)Vorhaben
anlässlich des Präsenzvernetzungstreffens der Fachstelle Anerkennung und Qualifizierung am 23. April 2024.
Die Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und soll nicht als Empfehlung der Fachstelle verstanden werden.
Beitrag verfasst von Katja Judas | Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Fachstelle Anerkennung und Qualifizierung