Willkommensservice Bremen: „Wir sind Lotse und Schnittstelle!”

Aufenthalt, Arbeitsgenehmigung, Anerkennung – das sind die Themen des Willkommensservice im IQ Netzwerk Bremen. Im Interview erklärt Projektleiter Manuel Kühn, wie das Angebot zur Gewinnung internationaler Fachkräfte und zur Willkommenskultur beiträgt.

Wen heißt der Willkommensservice willkommen?

Manuel Kühn: Wir beraten Unternehmen bei der Einstellung ausländischer Fachkräfte. Zudem bieten wir zugewanderten Fachkräften und Unternehmensgründenden Orientierung in ihrer neuen Arbeits- und Lebenswelt.

Welche Leistungen bietet der Willkommensservice zugewanderten Fachkräften?

Kühn: Neben den zentralen Fragen um Aufenthalt, Arbeitsgenehmigung und Anerkennung geben wir Auskunft zu Familiennachzug und Alltag, verweisen auf zuständige Fachberatungen: Wo melde ich mein Auto an? Wie finde ich eine Wohnung? Es ist wichtig, die Motivation zu erfassen: Warum werden welche Dinge erfragt, aus welchen Gründen heraus handeln die Ratsuchenden? Oft zeigt sich bei der Bestandsaufnahme, dass die Bedarfe der Ratsuchenden ganz woanders liegen: Ein Mensch kam zu uns, weil er eine Reinigungsfirma gründen wollte, um beruflich neu Fuß zu fassen. In der Beratung zeigte sich, dass er studierter Ingenieur ist. Er wusste nicht, dass er seinen Beruf anerkennen lassen kann. Digital gesteuerte Online-Abfragen können unterstützen, aber ein Gespräch nicht ersetzen. Nur indem wir auch zwischen den Zeilen lesen, erkennen wir die eigentlichen Bedarfe.

Was ist für die Arbeit des Willkommensservice unverzichtbar?

Kühn: Ein großes Netzwerk! Wir sind die Schnittstelle zwischen Arbeitsmarktakteuren, Unternehmen, der Wirtschaftsförderung, den Kammern und dem IQ Netzwerk. Wir arbeiten eng mit allen zuständigen Akteuren zusammen und können an diese verweisen. Fühlt sich niemand zuständig, entwickeln wir Lösungen, die die Interessen der Unternehmen und Fachkräfte berücksichtigen: Ein hiesiges Unternehmen hatte Probleme mit den Aufenthaltstiteln einiger internationaler Angestellter. Der Wegfall der Arbeitsplätze hätte nicht nur für das Unternehmen und seine Angestellten Konsequenzen, auch für Bremen als Wirtschaftsstandort ist das negativ. Der Willkommensservice hat einen runden Tisch einberufen mit allen beteiligten Akteuren wie Ausländerbehörde, ZAV, Arbeitsagentur, Handelskammer, Wirtschaftsförderung und dem Unternehmen – ein erfolgversprechender Klärungsprozess. Kommen alle zusammen, werden die Leerstellen sichtbar! Wir fungieren als das verbindende Element, das den Prozess moderiert und das Gesamtziel im Auge behält.

Inwiefern leistet der Willkommensservice einen Beitrag zur Willkommenskultur?

Kühn: Der Willkommensservice ist neutral. Unser Auftrag ist nicht, Menschen abzulehnen, sondern Bremer Unternehmen, ankommenden Fachkräften und Gründenden zu helfen, indem wir ihre Situation verbessern. Sie suchen uns auf, um Fragen zu stellen. Wir finden Antworten, bieten Orientierung und sorgen als Anlaufstelle dafür, dass sie nicht allein gelassen werden. Und wenn Menschen sich aufgehoben und wohl fühlen, dann bleiben sie hoffentlich.

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