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inklusiv Bericht aus der Praxis und Interview mit Elisabeth Yupanqui Werner, Projektleiterin des Projektes klever-iq

Migrationssensible Standards verankern

Interkulturelle Botschafter*innen unterstützen und begleiten in Arbeitsagenturen und Jobcentern den Prozess der Interkulturellen/Diskriminierungskritischen Öffnung

Ausgangslage/Herausforderung

Die Mitarbeiter*innen der öffentlichen Arbeitsmarktdienstleister müssen häufig unter hohem administrativen und zeitlichen Druck messbare Ergebnisse liefern und sollen dabei gleichzeitig die komplexen persönlichen Lebenslagen der Kunden*innen berücksichtigen. Um dabei diskriminierungskritisch und wertschätzend zu arbeiten, bedarf es zielgerichteter Unterstützung von Interkultureller/Diskriminierungskritischer Öffnung (DIKÖ).

Werden Schulungsformate zur Interkulturellen Kompetenz allerdings nur punktuell für die Bediensteten durchgeführt, so besteht keine Möglichkeit zur nachhaltigen Verankerung der Themen in den Agenturen für Arbeit und Jobcentern. Wichtig war daher bei der Konzeption einer Qualifizierungsmaßnahme, dass ein Prozess angestoßen wird – unterstützt von der Leitungsebene und entwickelt als Gesamtstrategie.

Um die Unterstützung der Geschäftsführungen von Arbeitsagenturen oder Jobcentern (gE) zu erhalten, wurde die Regionaldirektion Baden-Württemberg als strategische Partnerin gewonnen.

Umsetzung der Qualifizierungsmaßnahme

In der einjährigen Weiterbildung mit fünf Modulen an jeweils zwei Tagen wurden Schlüsselpersonen aus Agenturen für Arbeit und Jobcentern, vor allem Migrationsbeauftragte, zu Interkulturellen Botschafter*innen (IKBO) qualifiziert, um in ihrer Institution Interkulturelle/ Diskriminierungskritische Öffnungsprozesse anzustoßen.

Die Weiterbildung beinhaltet Elemente von Wissensvermittlung, Rollenklärung, Strategieentwicklung, kollegialem Austausch und Praxisaufgaben, die die Teilnehmenden von Modul zu Modul bearbeiten. Es gibt vielfältige Ansätze der Interkulturellen/ Diskriminierungskritischen Öffnung, sie können die Organisation eines Seminares für Kolleg* innen zum Thema Anerkennungsberatung, die Erarbeitung von migrationssensiblen Qualitätsstandards für die Beratung oder die Intensivierung der Zusammenarbeit mit regionalen, externen Beratungsangeboten oder Migrantenorganisationen beinhalten.

Die IKBO tragen in ihrer Institution dazu bei, Schulungsbedarfe abzufragen, Schulungskonzepte in enger Abstimmung mit IQ auf die jeweiligen Zielgruppen anzupassen und die Inhalte anschließend in den Teams nachhaltig zu verankern und weitere Impulse der Interkulturellen/Diskriminierungskritischen Öffnung anzuregen. Wichtig für die Initiierung der Maßnahme war die Unterstützung durch die Regionaldirektion Baden-Württemberg, sowohl für die Umsetzung ihrer Praxisaufgaben als auch für die Freistellung der IKBO.

Fazit

Die Weiterbildung zur Interkulturellen Botschafter* in wurde bisher sechsmal erfolgreich durchgeführt. Insgesamt wurden fast alle Migrationsbeauftragten der AA/JC-gE in Baden-Württemberg ausgebildet, so dass es aktuell keinen Bedarf gibt, die Weiterbildung durchzuführen. Daher wurde mit der Regionaldirektion das Konzept IKÖ 4.0 entwickelt, das seit 2020 als Vertiefung der Weiterbildung mit einem Coaching- und Seminarangebot durchgeführt wird.

In der Datenbank "Praktisch! Projekte der Interkulturellen Öffnung" sind die Ansätze und Ideen aus der Weiterbildung und dem Projekt IKÖ 4.0 veröffentlicht: https://www.netzwerk-iq-bw.de/de/praktisch/.

Einmal im Jahr findet über die Weiterbildung hinaus ein zweitägiges Vertiefungstreffen der Qualifizierten zu aktuellen Themen, zur weiteren Vernetzung und Rollenstärkung statt, bei der die Regionaldirektion beteiligt ist.

Adressaten für Transfer:

Arbeitsagenturen und Jobcenter (gE) – insbesondere Migrationsbeauftragte sowie Multiplikatoren Asyl/Flucht

Qualifizierungsmaßnahme Interkulturelle Botschafterin und Interkultureller Botschafter:

Interkulturelle Botschafter*innen (IKBO) haben in Arbeitsagenturen und Jobcentern die Aufgabe, das Thema der Interkulturellen/ Diskriminierungskritischen Öffnung (DIKÖ) auf die Agenda zu setzen, dafür zu sensibilisieren, Probleme zu benennen und Lösungen zu suchen. Sie unterstützen als Expert*innen ihre Geschäftsführung dabei, DIKÖ als zentrale Führungsaufgabe ernst zu nehmen und über einen mehrjährigen Prozess wichtige Veränderungen anzustoßen. Die IKBO helfen dabei, Maßnahmen zu entwickeln, die zu einer transparenten, fairen, diskriminierungskritischen Beratung und damit nachhaltigen Arbeitsmarktintegration beitragen.

Projekt:

k.l.e.v.e.r-iq

Träger:

adis e.V.

Projektansprechpartnerin:

Julia Kaiser / Fürststraße 3, 72072 Tübingen / Tel.: 0151 12939931 / julia.kaiser@adis-ev.de

Angebot:

Die Broschüre zum Weiterbildungskonzept finden Sie unter https://klever-iq.de/wp-content/uploads/2018/01/Broschuere_IKBO_Download.pdf. Der Film zur Maßnahme mit dem Titel "Auf Augenhöhe" befindet sich unter https://www.youtube.com/watch?v=4YvIeokxad4.

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