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inklusiv Bericht aus der Praxis und Interview mit Tatiana La Mura Flores, verantwortlich für das Schulungskonzept „Sprachsensibel beraten“

Sprachsensibel beraten: „Wir verstehen uns!“

Das Schulungskonzept der IQ Fachstelle Berufsbezogenes Deutsch mit übersichtlichem Leitfaden sorgt für eine gemeinsame Kommunikationsebene von Beratenden und Ratsuchenden.

Ausgangslage/Herausforderung

Sprache ist das zentrale Werkzeug in der täglichen Arbeit von Beraterinnen und Beratern. Neben der fachlichen Beratungstätigkeit gilt es, mit einer Vielzahl von Herausforderungen umzugehen, die vor allem auf verbaler Ebene liegen: Komplexe Informationen müssen an die Kund*innen (auch mit Deutsch als Zweitsprache) weitergegeben und Fragen beantwortet werden. Das Schulungskonzept „Sprachsensibel beraten – Praktische Tipps“ und die gleichnamige Handreichung der IQ Fachstelle Berufsbezogenes Deutsch vermitteln, wie Berater*innen bewusst das Werkzeug „Sprache“ in der Praxis einsetzen können. Entstanden sind sie als Adaption auf den Beratungskontext des bereits erprobten Fortbildungskonzepts „Sprachsensibel unterrichten“. In der Entwicklungsphase des neuen Konzepts wurden IQ Berater*innen nach sprachlichen Herausforderungen und Schwierigkeiten in der Kommunikation mit Menschen mit Deutsch als Zweitsprache befragt. Auf der Grundlage der Bedarfserhebung ist die Fortbildung „Sprachsensibel beraten“ entstanden, die die Fachstelle seit 2013 bundesweit anbietet.

Umsetzung des Konzepts

In den Schulungen reflektieren Teilnehmende ihren Sprachgebrauch in der Beratung und erproben konkrete Handlungsmöglichkeiten, wie sie schwierige und komplexe Sprachstrukturen auf der Wort-, Satz- und Textebene einfacher und verständlicher vermitteln können. Zudem werden Problemfelder in der Kommunikation identifiziert und Lösungsstrategien vermittelt und erprobt. Die Handreichung bietet Hilfestellungen, auch im Berufsalltag auf das Gelernte zurückzugreifen und es in Beratungsgesprächen einzusetzen. Eine tägliche Herausforderung ist es beispielsweise, komplexe, zum Teil rechtsverbindliche Informationen oder Texte und Formulare, die auf „Amtsdeutsch“ verfasst sind, an Ratsuchende im persönlichen Gespräch wie auch am Telefon weiterzugeben. Unbekannte Wörter („Einverständniserklärung“,„unverzüglich“, „Unterschriftserfordernis“) und komplexe, lange Sätze mit schwierigen Satzverbindungen („Aufgrund von“, „Infolgedessen“) erschweren das Beratungsgespräch und sollten vermieden werden. Eine wichtige Strategie ist es, Wörter und Sätze zu vereinfachen, zu wiederholen und nach zu fragen. Vermieden werden sollte auch der Einsatz von Redewendungen, weil jeder Mensch einen ganz individuellen Zugang zu Bildern und deren „sprachlicher Übersetzung“ hat. In den Schulungen ebenfalls von großer Bedeutung ist die Verständnissicherung, zu der die Handreichung wichtige Hinweise gibt (besonders deutlich und langsam sprechen, Hochdeutsch verwenden, Pausen machen, Wörter betonen, W-Fragen stellen).

Fazit

Ziel der Schulungen und des Leitfadens ist es, praktische Instrumente, Strategien und Empfehlungen an die Hand zu geben, um die Beratungsarbeit zu unterstützen. Die Handreichungen „funktionieren“ auch ohne die Schulungen. Merkmale und Strategien verständlicher Sprache im Kontext von Beratung werden vermittelt und trainiert, um sich gegenseitig zu verstehen.

Adressaten für Transfer:

Jobcenter und Arbeitsagenturen, Anerkennungs- und Qualifizierungsberatung, Berufsberatung, Patienten- oder Bildungsberatung

Schulungskonzept und Leitfaden:

Das Schulungskonzept und der daraus entwickelte gleichnamige Praxisleitfaden „Sprachsensibel beraten – Praktische Tipps“ haben das Ziel, Berater*innen Instrumente, Strategien und Empfehlungen für eine sprachsensible Beratung von Kund*innen mit Deutsch als Zweitsprache an die Hand zu geben. Es werden mögliche Stolpersteine in der Gesprächsführung sowie Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt und an Hand von Beispielen verdeutlicht. Der Praxisleitfaden enthält eine Sammlung von Redemitteln für bestimmte Kommunikationssituationen.

Arbeitsfeld:

Sprachsensibel beraten IQ Fachstelle Berufsbezogenes Deutsch

Träger:

passage gGmbH

Verantwortlich für das Arbeitsfeld:

Tatiana La Mura Flores, Nagelsweg 10, 20097 Hamburg, Tel.: 040/6367 5381, tatiana.lamura(at)passage-hamburg.de 

Angebot:

Praxisleitfaden „Sprachsensibel beraten“ als PDF

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