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Sozialunternehmen


Erstellt: 13.10.2018  |  Zuletzt geändert: 06.05.2020, 14:23 Uhr

Mit ihren Produkten und Dienstleistungen wollen Sozialunternehmer*innen (Social Entrepreneurs) einen gesellschaftlichen Nutzen bzw. Mehrwert erzielen (Social Impact bzw. soziale Rendite). Ihr Erfolg misst sich primär daran, wie nahe sie ihrem gesetzten sozialen Ziel - dem gesellschaftlichen Nutzen - kommen. Erwirtschaftete Gewinne dienen der Sicherung der Nachhaltigkeit und Wirkung des Unternehmens oder werden zum Beispiel in weitere soziale Projekte investiert. Sozialunternehmen unterscheiden sich darin von klassischen Unternehmen, deren Ziel es ist, durch den Verkauf von Produkten und Dienstleistungen am Markt das Einkommen und Vermögen der Eigentümerinnen bzw. Eigentümer zu mehren und deren Erfolg sich vor allem an ihrer ökonomischen Leistungsfähigkeit misst. Sozialunternehmen sind in unterschiedlichen Branchen wie Produktion, Handwerk, Handel, Dienstleistungen, Hotellerie, Gastronomie usw. tätig. Oft sind ihre Geschäftsideen ausgefallen bzw. innovativ.  

Viele Sozialunternehmen gibt es traditionell/ historisch in Deutschland einerseits im sogenannten "Dritten Sektor" ("Nonprofit-Sektor"). In diese Kategorie fallen Drittsektor-Organisationen ohne leistungsbasierte Einkünfte. Solche Organisationen sind im Advocacy-Bereich tätig und bieten ihre Dienstleistungen kostenlos an. Sie wurden zum Beispiel von Trägern der Freien Wohlfahrtspflege, von größeren Trägerstiftungen oder Vereinen usw. gegründet. In ihren Sozialunternehmen schaffen sie zum Beispiel angepasste Arbeitsplätze, niedrigschwellige Beschäftigungs- und Qualifizierungsangebote und Ausbildungsplätze für Benachteiligte und von Ausgrenzung Betroffene bzw. Zielgruppen der Arbeitsmarktpolitik: für Menschen mit einer Krankheit oder Behinderung, für Langzeitarbeitslose, für arbeitslose Jugendliche, Frauen bzw. Mütter, Geflüchtete usw. Diese werden - je nach individuellen Kompetenzen und individueller Leistungsfähigkeit - im Sozialunternehmen eingestellt und bieten ihnen die Möglichkeit, sich ihrer Leistungsfähigkeit und ihren Kompetenzen entsprechend zu erproben, zu qualifizieren und weiterzuentwickeln. Mit dem Angebot der sinnstiftenden und motivierenden Beschäftigung, Erprobung und Ausbildung leisten sie einen wesentlichen Beitrag zur sozialen Teilhabe, zur Integration in Arbeit und zur Inklusion.  

Andererseits gibt es viele Sozialunternehmen in privater Hand, die sich dadurch auszeichnen, dass sie bestehende Herangehensweisen konsequent und oft radikal neu denken, um so das gemeinnützige Ziel effektiver und nachhaltiger zu erreichen. Oft sind es eher kleine Unternehmen, die vorwiegend lokal zum Beispiel in den Feldern alternative Energiegewinnung bis hin zu Finanzdienstleistungen oder Arbeitsmarktintegration aktiv sind.  

Mit ihrem Ansatz, mit ökonomischen Wertschöpfungsketten gesellschaftlichen Mehrwert zu schaffen, stehen Sozialunternehmen der zweiten Kategorie für ein verändertes bzw. neues unternehmerisches Selbstverständnis. Sie erfüllen auf dem Markt insofern eine wichtige Funktion, als sie den Gedanken der sozialen Verantwortung verstärkt in die Öffentlichkeit tragen und so "Brückenbauer" zwischen zwei Welten in der Wirtschaft (privat versus sozial) sind. 

Auch wenn die nachhaltige Rentabilität Ziel von Sozialunternehmen ist, sind sie oft gerade in der Anfangsphase auf zusätzliches Geld angewiesen, zum Beispiel aus öffentlichen Förderprogrammen, aus Stiftungsgeldern oder Spenden. Aus steuerlichen Gründen sind sie oft gemeinnützig als Verein oder gGmbH organisiert. 

Während sich Sozialunternehmen der zweiten Kategorie in den USA und Großbritannien schon länger etabliert haben, sind sie in Deutschland erst in den vergangenen Jahren stärker in das Licht der Öffentlichkeit gerückt. Mit der Nationalen Engagementstrategie und der Nationalen Strategie zur gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen (Corporate Social Responsibility -CSR) unterstützt und begleitet die Bundesregierung diesen Trend. Inzwischen hat sich vor allem in größeren Städten eine Unterstützungsstruktur etabliert, die Sozialunternehmer*innen. z.B. über Netzwerke, Coachings, Informationen, Beratung oder Anschubfinanzierung unterstützen.

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