Freie Wohlfahrtspflege
Verbände der Freien Wohlfahrtspflege sind historisch gewachsene, konfessionell, humanitär oder weltanschaulich geprägte Institutionen, die sich in ihren Gruppierungen und Organisationen von der Ortsebene bis zum Spitzenverband gliedern und auf fast allen Gebieten der sozialen Arbeit tätig sind. Sie sind föderalistisch strukturiert, das heißt, unter ihrem Dach arbeiten viele meist rechtlich selbständige Organisationen.
Die Freie Wohlfahrtspflege organisiert sich überwiegend in den sechs Spitzenverbänden der Freien Wohlfahrtspflege, die jeweils eine Vielzahl von Mitgliedsverbänden bzw. –organisationen haben:
- die Arbeiterwohlfahrt (AWO) mit Sitz in Berlin,
- der Deutsche Caritasverband (DCV) mit Sitz in Freiburg im Breisgau – für die katholische Wohlfahrtspflege,
- der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband (Der PARITÄTISCHE) mit Sitz in Berlin,
- das Deutsche Rote Kreuz (DRK) mit Sitz in Berlin,
- die Diakonie Deutschland im Evangelischen Werk für Diakonie und Entwicklung mit Sitz in Berlin – für die evangelische Wohlfahrtspflege,
- die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST) mit Sitz in Frankfurt am Main – für die jüdische Wohlfahrtspflege.
Diese Verbände sind geprägt von unterschiedlichen weltanschaulichen bzw. religiösen Motiven und Zielen. Sie orientieren ihr Handeln an religiösen (Caritas, Diakonie, ZWST), humanitären (DRK, Der Paritätische) oder politischen (AWO) Überzeugungen. Gemeinsam ist ihnen, dass sie unmittelbar an die Hilfsbereitschaft und an die Solidarität der Bevölkerung anknüpfen. Sie arbeiten in der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege e.V. (BAGFW) zusammen, deren Ziel die Sicherung und Weiterentwicklung der sozialen Arbeit durch gemeinschaftliche Initiativen und sozialpolitische Aktivitäten ist.
Die Freie Wohlfahrtspflege ist aufgrund ihrer Leistungen für das Gemeinwesen eine tragende Säule des Sozialstaates. Weit über 50 Prozent aller sozialen Einrichtungen in Deutschland sind in ihrer Trägerschaft, in den Einrichtungen und Diensten der Freien Wohlfahrtspflege sind rund 1,4 Millionen Menschen hauptamtlich beschäftigt, etwa 2,5 bis 3 Millionen leisten ehrenamtlich engagierte Hilfe in Initiativen, Hilfswerken und Selbsthilfegruppen. Finanziert wird deren Arbeit zu weit über 90 Prozent aus staatlichen Mitteln bzw. den Sozialversicherungen. Mehrheitlich handelt es sich dabei um Leistungsentgelte (zum Beispiel aus der Pflegeversicherung), teilweise gibt es aber auch pauschale Zuschüsse.
Im Jahre 2015 hat sich auch die Deutsche Islam Konferenz (DIK) unter Leitung des Bundesinnenministers mit dem Thema ‚Islamischer Wohlfahrtsverband‘ beschäftigt. Seitdem gibt es verstärkt Bemühungen um die weitere Qualifizierung und Unterstützung entsprechender islamischer Akteur*innen. Ob es in absehbarer Zukunft zu einer Gründung eines islamischen Wohlfahrtsverbandes kommen wird, ist offen.