Auswanderin*Auswanderer
Der Begriff gibt die Perspektive des Herkunftslandes wider, dessen Grenzen durch den Wanderungsakt verlassen werden. Aus der Sicht des Ziellandes der Wanderung handelt es sich bei der betreffenden Person um Eingewanderte. Auswanderin*Auswanderer ist die deutsche Übersetzung des international gebräuchlichen Begriffs Emigrant*in (siehe Migrant*in).
Die Gründe für die Auswanderung können sehr unterschiedlich sein. Die häufigsten Gründe sind die
- Aussicht auf eine gute Ausbildung oder Beschäftigung,
- die Flucht zum Beispiel vor Krieg, Bürgerkrieg, Verfolgung oder Naturkatastrophen,
- die Möglichkeit, einen höheren Lebensstandard bzw. ein besseres Leben realisieren zu können,
- die Zusammenführung von Ehepartner*innen und Familienangehörigen,
- der Wunsch, aus persönlichen Gründen einen Neuanfang im Leben zu versuchen.
Ob es sich bei einem Auslandsaufenthalt tatsächlich um Auswanderung handelt, ist zu Beginn der Ausreise oft nicht absehbar. Zum einen brechen Menschen, die das Land dauerhaft verlassen wollen, nicht selten ihr Vorhaben ab, weil sich ihre Erwartungen im Zielland nicht erfüllen. Zum anderen wird ein zunächst als vorübergehend angelegter Aufenthalt oft zur dauerhaften Verlagerung des Lebensmittelpunkts, wenn sich zum Beispiel an ein Auslandsstudium eine attraktive Beschäftigungsmöglichkeit anschließt oder enge persönliche Bindungen entstehen (zum Beispiel Finden einer Lebenspartner*in).
Weil ursprüngliche Absicht und Realität oft auseinanderfallen, gibt es auch keine amtliche Statistik über eine lebenslange bzw. dauerhafte Auswanderung aus Deutschland. Statistisch erhoben werden im Rahmen der Wanderungsstatistik aber die Fortzüge aus und die Zuzüge nach Deutschland. Die Wanderungsstatistik des Statistischen Bundesamtes (Destatis) weist seit 2005 jährlich eine größere Zahl an Fortzügen als an Zuzügen Deutscher aus. Insofern besteht ein Trend zur Auswanderung Deutscher, der aber statistisch nicht exakt zu fassen ist. Im Jahr 2018 standen 202.000 Zuzügen von Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit – also in der Regel rückkehrenden Personen nach längerem Auslandsaufenthalt – 262.000 Fortzüge gegenüber. Das bedeutet einen sogenannten "Wanderungsverlust" bei Deutschen in Höhe von 60.000 Personen. Im gleichen Jahr 2018 gab es insgesamt einen Wanderungsgewinn von rund 400.000 Menschen, weil zeitgleich deutlich mehr Ausländer*innen nach Deutschland zugezogen als von hier fortgezogen sind. Den 1.585.000 zugezogenen ausländischen Personen standen 1.185.000 fortgezogene gegenüber. Insofern kann aktuell nicht von Deutschland als Auswanderungsland gesprochen werden (siehe Demografischer Wandel).
Da die amtliche Wanderungsstatistik weder bei Personen ohne noch mit deutschem Pass Daten zum Bildungsstand und zur letzten Berufstätigkeit der nach Deutschland zugezogenen und aus Deutschland fortgezogenen Personen erfasst, gibt es keine amtliche Statistik, der zu entnehmen ist, ob Deutschland durch grenzüberschreitende Wanderungsprozesse ein Mehr an Qualifikation gewinnt. Einzelne Studien aus den letzten Jahren legen nahe, dass unter den fortgezogenen Deutschen hochqualifizierte Frauen und Männer überwiegen, während unter den zugezogenen ausländischen Personen eher geringqualifizierte den größeren Anteil ausmachen. So belegt zum Beispiel eine Studie der Bertelsmann Stiftung aus dem Jahre 2010 eine im internationalen Vergleich relativ hohe Auswanderung hochqualifizierter Frauen und Männer aus Deutschland und eine nur durchschnittliche Einwanderung der entsprechenden Personengruppe nach Deutschland. Derzeit gibt es vielfältige Strategien, um qualifizierte Einwanderung nach Deutschland zu fördern, da die Wirtschaft in Deutschland bereits heute nicht nur auf hochqualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland angewiesen ist (siehe Fachkräftebedarf/Fachkräftemangel, Aufenthaltstitel, Willkommenskultur, Anerkennungsgesetz).